"Leben ohne Privatsphäre" - Was Wohnungslose über unsere Gesellschaft sagen
Was würde es für Ihr Leben bedeuten, wenn Sie ihre Wohnung verlieren? Sozialwissenschaftlerin Luisa Schneider vom Max-Planck-Institut für Sozialanthropologie in Halle erforscht, wieviel Privatsphäre Wohnungslose haben. Ihr ist gelungen ein fundamentales Problem unserer Zeit aufzudecken.
Der Wohnungsverlust, ein Szenario, das für immer mehr Menschen aus allen soziokulturellen und ökonomischen Hintergründen Wirklichkeit wird, ist der Ausganspunkt der anthropologischen Grundlagenforschung von Dr. Luisa T. Schneider. Auf Basis langfristiger, teilnehmender Beobachtungen mit wohnungslosen Menschen in Leipzig und einer Rechts und Politikanalyse, ist es ihr gelungen ein fundamentales Problem unserer Zeit aufzudecken:
Während immer mehr Menschen keine Wohnung haben, sind zahlreiche Grund-, Persönlichkeits- und Menschenrechte an mietrechtlich abgesicherten Wohnraum geknüpft. Diese Problematik untersucht Dr. Schneider anhand der Rechte auf Privatsphäre und Intimität. Diese Rechte setzen voraus, dass privater und öffentlicher Raum durch die Wände eines Zuhauses getrennt sind. Eine Wohnung wird somit zur Bedingung der Erfüllung fundamentaler Bedürfnisse wie Liebesbeziehungen, Familie oder Elternschaft.
Was passiert also, wenn Menschen kein eigenes Zuhause haben, keine Wände, um die Bedingungen zu schaffen, unter denen Intimität gelebt werden kann? Wer sind die „Wohnungslosen“ wirklich und was sagen uns die Wege in und aus der Wohnungslosigkeit und das Leben wohnungsloser Menschen über unsere heutige Gesellschaft? All diesen Fragen geht sie auf den Grund.